Czernowitz, Hauptstadt der Bukowina, Metropole der Poesie, die Stadt, in der Menschen und Bücher lebten, in der die Gehwege mit Rosensträuchern gefegt wurden und es mehr Buchhandlungen als Bäckereien gab, gibt in diesem Jahr Anlass, dreier Dichter zu gedenken: Paul Celan, Alfred Gong und Immanuel Weissglas.
Aus diesem Anlass findet in Osnabrück ein durch die Hanns-Lilje-Stiftung gefördertes Projekt statt, das diese drei Namen in den Fokus rückt. Ihr 100. Geburtstag ist der rechte Zeitpunkt, mit diesem Projekt nicht nur ihre Dichtung, sondern auch ihre gemeinsame Heimat in den Mittelpunkt verschiedener Veranstaltungen zu stellen. Die multiethnische, multikulturelle Stadt Czernowitz hatte ihre literarische Blüte in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Damals betrug der jüdische Anteil an der Bevölkerung ca. 50% und so entstand eine bedeutende Literatur, in der noch die Spuren der chassidischen Erzählungen Martin Bubers zu finden sind. Diese Kultur schien mit der Vertreibung und Ermordung insbesondere der Juden während des Nationalsozialismus verlorenzugehen. Aber sie starb nicht endgültig. Sie lebte weiter mit der Exilliteratur und der literarischen Renaissance in Czernowitz seit 1990. In dieser Zeit begann das Erwachen des historischen Gedächtnisses und die Integration der rumänischen, polnischen, insbesondere auch der jüdischen, der jiddischen vergessenen Literatur in die europ. Kulturlandschaft. Das Institut „Gedankendach“ an der Universität, das Paul -Celan -Zentrum und das Literaturfestival „Meridian“ entstanden und sind heute wesentlicher Bestandteil der Literaturlandschaft Bukowina. Heute ist die wechselvolle Geschichte des Buchenlandes und seine Dichtung weltweit bekannt.
Prof. Dr. Peter Rychlo, Literaturwissenschaftler an der Jurij Fedkowytsch Universität in Czernowitz, spricht am 29. Oktober in der Katharinenkirche über das poetische Dreigestirn der Bukowina. Die dort gezeigten Aquarelle Helga von Loewenichs geben dieser Literatur und ihrem Hintergrund Farbe und bauen Brücken zur Kulturlandschaft Bukowina. Ergänzend sind in der Stadtbibliothek Porträts jüdischer Dichter von Dietlind Horstmann-Köpper zu sehen, begleitet von einer Lesung mit Tanja Langer in der Katharinenkirche.