Es ist das zentrale Gebet der Christenheit und soll nun in einer über zwei Jahre vorbereiteten Ausstellung neu erklärt werden: Im Verdener Dom bei Bremen ist vom 5. Juli an eine Ausstellung zum Vaterunser zu sehen, gefördert durch die Hanns-Lilje-Stiftung. "Wir wollen anregen, über das Vaterunser nachzudenken, seine Worte aus anderem Blickwinkel zu verstehen und seine Fülle und Tiefe dadurch vielleicht sogar neu zu entdecken", sagte am Donnerstag der Initiator der multimedialen Präsentation, der evangelische Dompastor Markus Wendebourg. Die ökumenische Ausstellung soll unter dem Titel "Zwischen Himmel und Erde" bis zum 31. Juli laufen.
Einer Umfrage zufolge kennt jeder zweite Deutsche das Vaterunser auswendig - und damit mehr Menschen als den Text der Nationalhymne. Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann bezeichnete es als "protestantisches Handgepäck". Im Vaterunser sei "alles drin, das ist ein Schatz", sagte im Vorfeld der Ausstellung der Verdener Superintendent Fulko Steinhausen. Jesus selbst soll es die Jünger zu beten gelehrt haben. Es wird in jedem Gottesdienst gesprochen, dazu läuten die Glocken.
Die Ausstellung, die nach Angaben der Initiatoren etwa 25.000 Euro kostet und exklusiv für den Dom gebaut wird, inszeniert das Gebet in einer zeltartigen Kulisse. "Jesus hat in einer mobilen Gesellschaft gelebt, das Gebet selbst ist mobil", erläuterte Dompastor Wendebourg. Daran wolle die Ausstellung auch in ihrer Konzeption erinnern. Außerdem werde so ein Raum im Raum geschaffen, die Schau wirke nicht so diffus, hieß es.
Um die Zeltoptik herzustellen, verbaut Bühnenbildner Uli Wolff bis zur Eröffnung durch den Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy am 5. Juli unter anderem mehr als 1.200 Meter Holzlatten für Rahmen und rund 700 Meter Nesselstoff. Informationen sollen in Wort, Bild und Musik vermittelt werden, auch digital über das Smartphone.
So können Besucher mit ihrem Handy QR-Codes scannen und kommen auf diese Weise nach Angaben von Mitinitiator und Kirchenpädagoge Christian Wietfeldt an zusätzliche Inhalte heran. Ergänzt wird die Präsentation durch einen Bilderzyklus des niedersächsischen Künstlers Henning Diers zum Vaterunser. Im Programm stehen außerdem ein Orgelkonzert mit Kirchenmusikdirektor Tillmann Benfer zu Vaterunser-Vertonungen und ein Vortrag des Duisburger Theologieprofessors Okko Herlyn zu dem Gebet. Titel: "Keine fromme Allzweckwaffe."
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen