Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr weiht am Pfingstsonntag die stillgelegte und nun künstlerisch neugestaltete Glocke der Schweringer Kreuzkirche ein. Damit kann die Schweringer Kapellengemeinde künftig wieder mit vollem Glockengeläut zu Gottesdiensten einladen. Corona-bedingt kann die Einweihung um 15 Uhr leider nur in einem kleinen, nichtöffentlichen Rahmen stattfinden.
Die Nürnberger Künstler Hannes Arnold und Klaus-Dieter Eichler hatten den von der Hanns-Lilje-Stiftung geförderten Künstler-Wettbewerb gewonnen. Nun enthüllen sie das vor der Kirche errichtete Kunstwerk ‚Hörmal‘. In die quaderförmige Skulptur ist seitlich eine Öffnung eingearbeitet, die an die Gussform der Glocke erinnert. Spricht jemand in diese Aushöhlung hinein, reflektiert der Schall. Nach der Idee der Künstler sei der Betrachter so aufgefordert, „seine Position zur Geschichte zu bedenken“. Aus einem Denkmal werde so ein ‚Hörmal‘.
„Die kritische Beschäftigung mit der Glocke war langwierig aber notwendig. Nun herrscht Klarheit über ihre Geschichte. Die künstlerische Neugestaltung versteckt nichts davon, fragt nach Versöhnung und richtet den Blick so gleichzeitig nach vorn.“, sagt Regionalbischöfin Bahr.
Die Glocke hat eine neue Beschriftung erhalten, welche die noch vorhandene Inschrift wie auch die weggefrästen Stellen überschreibt. So sollen nach Vorstellung der Künstler „die Spuren der Zeiten durchscheinen“, aber gleichzeitig auch „das neue Verständnis und die Haltung zur Vergangenheit“ markiert werden. Aufgebracht wurde nun ein biblischer Vers aus dem Neuen Testament: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ (Matthäus-Evangelium 16,26)
Das rund 1,70m hohe Kunstwerk am Fuße des Kirchturms ist aus gemahlenem Klinker angefertigt, dem lokales Steinmaterial aus Schweringen zugesetzt wurde. In den Monolithen ist das Bonhoeffer-Zitat „Vergebung ist ohne Anfang und Ende“ eingraviert. Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer war ein bekannter kirchlicher Widerstandskämpfer im Dritten Reich, der von den Nationalsozialisten kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde.
„Vergebung ist eine dauernde Aufgabe. Auf diese Verantwortung wollten wir hinweisen. Vergebung haben wir nicht selbst in der Hand. Sie kann nur erbeten werden. Diese Bitte beten wir täglich im Vaterunser.“, erläutert Pastorin Tineke Jarecki die Textauswahl.