Die Versorgung von Demenz-Patienten ist nach Einschätzung des Mediziners Klaus Hager durch die aktuellen Einschränkungen des täglichen Lebens massiv für Angehörige verkompliziert worden. „Die Corona-Pandemie hat vieles unmöglich gemacht oder erschwert“, sagte Hager am Dienstagabend im Rahmen eines online ausgerichteten Forums der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover. So sei es beispielsweise für pflegende Angehörige aktuell meist nicht einfach, beim Hausarzt oder bei Wohlfahrtsverbänden Sprech- und Hilfestunden wahrzunehmen.
Hager ist seit 1992 Chefarzt des Zentrums für Medizin im Alter am Diakovere Krankenhaus in Hannover. Seit 1995 führt er die sogenannte Gedächtnissprechstunde in Hannover, eine Anlaufstelle für Alzheimer-Erkrankte und deren Angehörige. Er wies insbesondere darauf hin, dass mit einer fortschreitenden Demenzerkrankung auch die Belastung für Angehörige enorm steige. So sei es bei einer leichten Demenz noch möglich, dass Patienten rund drei Stunden täglich gepflegt werden müssten, eine schwere Erkrankung fordere teils das vierfache an Zeitaufwand. „Es ist eine enorme Belastung, zwölf Stunden dauerhaft 'im Dienst' zu sein“, betonte Hager.
Er ergänzte, besonders betroffene pflegende Angehörigen müssten dringend entlastet werden, um die häusliche Pflege überhaupt aufrechterhalten zu können. Eine solche Hilfe entwickle sich letztlich zu einer „Win-Win-Situation“. Tatsächlich bessere sich dadurch nämlich zumeist auch die Lage der Demenz-Patienten.
Das Fortschreiten der Impfkampagne und die allgemeine Verbesserung in der Pandemielage ließen ihn hoffen, dass sich für pflegende Angehörige und auch für Demenzpatienten die Situation bald bessere. Es dürfe nicht sein, dass pflegende Angehörige als „unsichtbare zweite Patienten“ in ihrer aktuellen Notlage nicht wahrgenommen würden.
(Text: epd)