Mit modernster Technik will die Diakonie künftig Interessierte in Hannover über die Situation wohnungsloser Menschen informieren. Eine Spezialbrille und zwei Handgeräte ermöglichen dabei einen "virtuellen Rundgang" durch den Kontaktladen "Mecki" für Obdachlose, wie das Diakonische Werk am Dienstag mitteilte. Durch das Drücken von Knöpfen an den Handgeräten können sich die Nutzer wie in einem Videospiel in dem Raum bewegen. Entwickelt wurde das System von der Firma "visionme" aus Langenhagen bei Hannover.
Durch Buttons ließen sich virtuell Türen öffnen oder Tassen hochheben, hieß es. Die Nutzer könnten bei dem Rundgang auch Interviews etwa mit einer wohnungslosen Frau oder einer Krankenschwester hören. Für das System haben die Hersteller acht Filmvorlagen entwickelt, die mit der Spezialbrille in bis zu 15 Minuten erlebt werden können. Die Produktionskosten von rund 7.000 Euro übernimmt die evangelische Hanns-Lilje-Stiftung. Das neue System soll bei Messen und Veranstaltungen oder beim Besuch von Schulklassen eingesetzt werden.
In Hannover gibt es nach Schätzungen der Diakonie rund 4.500 wohnungslose Menschen. Etwa 500 von ihnen leben auf der Straße. Die Distanz und Sprachlosigkeit gegenüber diesen Menschen in der Innenstadt nehme zu, erläuterte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes: "Deswegen möchten wir ein Angebot schaffen, um Barrieren zu überwinden." Professor Christoph Dahling-Sander von der Lilje-Stiftung sagte, der virtuelle Rundgang bereite ein bedrückendes Thema unterhaltsam auf: "Durch neue Medien werden Begegnungen und Dialoge ermöglicht."
Im Kontaktladen "Mecki" am Hauptbahnhof, Raschplatz 8C, Hannover, finden wohnungslose Menschen eine Anlaufstelle. Jeden Vormittag kommen nach Diakonie-Angaben an Werktagen rund 100 Personen, um sich aufzuwärmen, Gespräche zu führen oder sich in einem Behandlungszimmer durch eine Krankenschwester medizinisch versorgen zu lassen, hieß es.
Text: epd
Ein von der Hanns-Lilje-Stiftung gefördertes Projekt.