Direktor der Villa Seligmann: „Wir brauchen Orte, die unser Selbstbewusstsein stärken“
Von Niklas Kleinwächter
Dass die Polizei einen Streifenwagen mit zwei Beamten auf dem Parkplatz gegenüber dem Eingang zur Villa Seligmann in Hannovers Oststadt postiert, gehört inzwischen seit einiger Zeit schon zum gewohnten Stadtbild. Doch etwas war am vergangenen Montagabend anders für die Besucher des Hauses. An der Eingangstür der opulenten Jugendstilvilla, in der einst Siegmund Seligmann, der jüdische Direktor der Continental AG, mit seiner Familie wohnte und das jetzt als „Haus für gelebte jüdische Kultur“ verstanden wird, wurden die Taschen der Gäste vorm Einlass kontrolliert. Vom Aufwand her noch weit entfernt von einer Flughafenkontrolle, aber doch mehr als noch vor wenigen Wochen üblich war. „Wir haben uns zu dieser Maßnahme entschlossen, nicht weil wir uns nicht sicher fühlten“, sagte der Direktor des Hauses, Eliah Sakakushev-von Bismarck, und betonte das „Wir“ im zweiten Teil des Satzes. „Wir haben uns dazu entschlossen, weil wir Anfragen hatten, wie es um die Sicherheit bestellt ist. Weil Teilnehmer abgesagt haben, weil sie sich hier nicht mehr sicher fühlen – an diesem Ort jüdischen Lebens.“ Man selbst, versicherte er, fühle sich „in sehr guter Gesellschaft umarmt“. Zu Gast waren an diesem Abend etwa Niedersachsens Kultur-Staatssekretär Joachim Schachtner, der Antisemitismusbeauftragte Gerhard Wegner oder Hannovers Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf.