Die Jury:
Die Jury überzeugte das herausragende künstlerische Niveau dieser spannungsreichen Komposition und die theologische Reflexion des Projektes. Schon der Titel macht neugierig, irritiert und stellt auf den Kopf. „Jerusalem“ wird gespiegelt zu „Melasurej“. Die Stadt, die über Jahrhunderte immer wieder für das Zusammenleben von Menschen aus drei Weltreligionen steht, geprägt etwa durch herausragende Synagogen, Kirchen und Moscheen. Aber auch die Stadt menschenverachtender, politisch und religiös motivierter bzw. konnotierter Konflikte zwischen Vertreter/innen aus Judentum, Christentum und Islam. „Missa Melasurej“ – hier wird diese Stadt nun zur Projektionsfläche einer Sehnsucht nach Frieden, der gespeist wird aus den jeweiligen Traditionen der Religionen.
Der Mut, auf der Basis eines kirchenmusikalischen Großwerkes solch ein neues Werk zu kreieren, verdient höchsten Respekt. Das Ergebnis ist brillant. Musikalisch und theologisch feinsinnig, subtil, ohne Plakativität und ohne Kitsch. So entstehen beispielsweise Klangteppiche und Collagen rund um Gebetspassagen und lassen innehalten. Dynamisch lotet das künstlerische Kollektiv – gerade auch mit Jugendlichen – Grenzen aus, setzt sich ganz konkret mit „Fremdheit“ und „Nähe“ auseinander, ohne Differenzen zu verwischen, und weckt Neugier auf neue Erfahrungen. Das Asambura-Ensemble setzt mit „Missa Melasurej“ eine beispielhafte Wegmarke für die respektvolle Begegnung unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Dem Ensemble gebührt vollumfänglich der Hanns-Lilje-Stiftungspreis im Themenfeld „die bildende Kraft von Kunst und Kultur.“