Hanns-Lilje-Stiftungspreis 2011 zum Thema „Wissenschaft, Technik und Wirtschaft für das Leben“ vergeben

Die Hanns-Lilje-Stiftung aus Hannover zeichnet die Arbeit des Lüneburger Theologen Prof. Dr. Dr. Nils Ole Oermann zur Wirtschaftsethik und die Publikation der Hamburger Volkswirtin Dr. Maria Lehner über die Mikrokreditvergabe in Entwicklungsländern mit dem „Hanns-Lilje-Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung“ aus. Der Hanns-Lilje-Stiftungspreis wird erstmals verliehen und ist mit 20.000 Euro bundesweit der höchstdotierte Wissenschaftspreis im Bereich Kirche, Theologie und Gesellschaft.

Die Bosse des japanischen Atomunternehmens Tepco oder deutsche Banker vor der Finanzkrise – sie alle agierten alles andere als vorbildlich. Verantwortliches Handeln sieht anders aus. Dass Ethik und Wirtschaft, Eigennutz und Gemeinsinn keine Gegensätze sein müssen, zeigt der Lüneburger Ethiker Nils Ole Oermann in seiner Habilitationsschrift „Anständig Geld verdienen? Protestantische Wirtschaftsethik unter den Bedingungen globaler Märkte“. „Anständiges Wirtschaften zeichnet sich durch eigennütziges Handeln aus, das immer auch nach dem Nutzen für andere fragt“, sagt Nils Ole Oermann. Der Theologe sieht den Menschen als ein Geschöpf, dessen Verhalten nicht nur von Ökonomie und Märkten, sondern auch von Kultur, Politik, Religion oder von seiner Herkunft bestimmt ist. „Dass Oermann mit seinem Ansatz der Kirche den Weg für eine intervenierende Wirtschaftsethik liefert, gefiel der mit Theologen, Wirtschafts- und Finanzexperten besetzten Jury besonders gut“, sagt Dr. Christoph Dahling-Sander, Sekretär der Hanns-Lilje-Stiftung.

Kleines Geld, große Wirkung: Arbeit zur Mikrokreditvergabe ausgezeichnet

Der Ethiker Oermann teilt sich den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Hanns-Lilje-Stiftungspreis mit der Volkswirtin Dr. Maria Lehner aus Hamburg. Sie konnte mit ihrer Dissertation „Finanzsysteme in Entwicklungs- und Schwellenländern: Mikrokreditvergabe und die Rolle multinationaler Banken“ die Jury überzeugen. Lehner untersucht den Zugang ärmerer Bevölkerungsschichten zu Kleinstdarlehen und geht auf die Vor- und Nachteile von Einzel- und Gruppenkrediten ein. „Gruppenkredite haben auch ihre Schattenseiten“, erzählt Lehner. „Da alle füreinander haften, kann der soziale Druck innerhalb der Gruppe so groß werden, dass, wenn einer den Kredit nicht bedienen kann, die anderen ihn aus der sozialen Gemeinschaft ausstoßen.“ Aus Sicht der Jury greift die Arbeit ein wichtiges zukunftsweisendes Thema auf.