Interkulturelle Theologie und Kulturwissenschaft. Untersucht am Beispiel afrikanischer Theologie
(Habilitation, Stuttgart 2016)
Dr. Claudia Jahnel ist seit 2017 Professorin für Interkulturelle Theologie und Körperlichkeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.
Mit dem scharfsinnigen Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Afrikanischer Theologie überzeugt Prof. Dr. Claudia Jahnel die Jury. Ihr gelingt es, Anregungen für Migrationsdebatten wie auch für Diskurse in der Entwicklungspolitik zu geben. Im Zentrum steht dabei die Entdeckung der gesellschaftlichen und politischen Relevanz afrikanischer Theologien. Höchst sensibel und äußerst versiert analysiert sie dazu die Konstruktionen von Kultur. Die exzellente wissenschaftstheoretische Reflexion interkultureller Herausforderungen macht deutlich, wie sehr aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten noch durch koloniale Denkmuster und abwertende Fremdzuschreibungen geprägt sind. „Das mit afrikanischer Theologie Bezeichnete liegt nicht einfach als gegeben vor, sondern ist – so wie auch die Erfindung „Afrikas“, „der Afrikaner“ oder „der afrikanischen Kultur“ – das Ergebnis einer machtvollen Wissensproduktion.“ Die Analyse Jahnels bietet dagegen auf höchstem Niveau einen differenzierten Neuzugang. Afrikanische Theologien – und dementsprechend auch europäische / westliche Theologien – analysiert sie als Produkte zahlreicher kultureller, gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Diskurse, die transnational und interkulturell bzw. transkulturell geprägt sind. Gerade deshalb spricht sie von „Interkultureller Theologie“ – Interkulturelle Theologie als eine Suche nach einer relationalen Wahrheit, kritisch und selbstreflexiv. So legt sie Grundlagen für wechselseitige interkulturelle Lernprozesse, in denen Theologie hier wie dort Wirkung in Politik und Gesellschaft zu entfalten vermag. Damit stößt Jahnel beispielgebend neue Diskurse an, die weit über die Theologie hinausgehen und das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft fördern.