Ausschreibung für das Schuljahr 2024/2025

Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit religiösen Fragen

Der Landeswettbewerb wird in Kooperation mit dem Religionspädagogischen Institut Loccum veranstaltet.

Für das Schuljahr 2024/25 ist unter der Schirmherrschaft von Dr. Dagmar Pruin der zwölfte Landeswettbewerb Evangelische Religion ausgeschrieben.

Er steht unter dem Thema Gerechtigkeit und richtet sich an Schüler*innen des 10. Jahrgangs sowie der gymnasialen Oberstufe an Gymnasien, Gesamtschulen und Beruflichen Gymnasien. Teilnehmen dürfen Schüler*innen, die den evangelischen Religionsunterricht besuchen. Der Wettbewerbsbeitrag besteht aus einem Portfolio, das sowohl als Einzelbeitrag als auch als Gruppenbeitrag (max. fünf Personen) eingereicht werden kann.

Schirmherrin Dr. Dagmar Pruin leitet seit März 2021 die evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. Zuvor war die evangelische Theologin von 2013 bis 2020 Geschäftsführerin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Dr. Dagmar Pruin ist außerdem stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung e.V., zu dem Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe und Diakonie Deutschland gehören. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Themen Klimagerechtigkeit, Gendergerechtigkeit und Ernährungssicherung.

Der Wettbewerb wurde initiiert durch die Hanns-Lilje-Stiftung und wird vom RPI Loccum in Zusammenarbeit mit der Hanns-Lilje-Stiftung und der Heinrich-Dammann-Stiftung durchgeführt.

 

Gerechtigkeit ist für Jugendliche ein essenzielles Thema: Es bietet genuin theologische Grundlagen, verknüpft sich mit aktuellen Fragestellungen und Möglichkeiten zur inhaltlichen ethischen Auseinandersetzung und eröffnet viel Raum für kreative Gestaltungen.

 

Das Thema „Gerechtigkeit" ist für Schüler*innen der Jahrgänge 10 bis 13 in besonderer Weise lebensrelevant und deshalb interessant. Schon im schulischen Kontext stellt sich oft die Frage: Ist das gerecht? Der Gegenstand Gerechtigkeit betrifft darüber hinaus ganz unmittelbar die eigene Zukunftsgestaltung der Schüler*innen nach ihrer Schulzeit – wenn sie mit Beginn eines Studiums oder einer (oft auch dualen) Ausbildung erste Schritte ins Berufsleben gehen:

Werden sie faire Chancen haben? Können sie mit ihren Noten in ihr Wunsch-Studium oder in ihre Wunsch-Ausbildung starten? Wird es dabei gerecht zugehen?

Schüler*innen im jugendlichen Alter können immer besser komplexe Zusammenhänge durchdringen und mögliche Kausalitäten reflektieren. Als Erwachsene und mündige Bürger*innen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sind sie zudem gefordert, sich zu umfassenden Anforderungen begründet zu positionieren.

Die facettenreiche(n) Frage(n) nach Gerechtigkeit kommen in vielen Bereichen des persönlichen, alltäglichen ebenso wie des gesamtgesellschaftlichen, juristischen und politischen Lebens. Aktuelle Schwierigkeiten sind zum Beispiel: Auf welche Weise sollte mit der Energienotlage umgegangen werden? Wer soll die hohen Kosten schultern? Ist es 'gerecht', die Umlagen an alle Bürger*innen gleichermaßen weiterzugeben? Oder gibt es Schultern, die stärker sind als andere und denen deshalb eine größere Last zugemutet werden kann? Aber auch im Bereich der Bildung stellen sich dauerhaft Gerechtigkeits-Fragen: Lässt sich überhaupt von einer Chancengerechtigkeit sprechen? Haben alle Schüler*innen – unabhängig von Herkunft und Elternhaus – möglichst gleiche Chancen auf ,gute' Bildung? Schüler*innen werden in ihrer Lebenswelt darüber hinaus aktuell mit Herausforderungen wie „Klimagerechtigkeit'', „Gendergerechtigkeit" oder „Generationengerechtigkeit" konfrontiert. Das Thema Gerechtigkeit muss dabei nicht nur in nationalen Grenzen bedacht werden, sondern kann globale Zusammenhänge mitbedenken. Gerade im Bereich Wirtschaft muss die Gerechtigkeit Einzug halten. Denn nur eine „Wirtschaft, die Gerechtigkeit schafft, die Schöpfung bewahrt und der Gewalt den Nährboden entzieht“[1], ist zukunftsfähig. Das Thema Frieden ist nicht ohne den Zusammenhang mit Gerechtigkeit zu bedenken. Fragen nach möglichen Wegen zum Frieden sind gerade leider mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den Nahostkonflikt hoch aktuell: Gibt es so etwas wie einen „gerechten Krieg"? Trägt es zu mehr Gerechtigkeit bei, wenn die westlichen Demokratien mit Waffenlieferungen versuchen, das ungleiche militärische Kräfteverhältnis zwischen Russland und der Ukraine so weit wie möglich ins Gleichgewicht zu bringen, damit die Ukraine überhaupt eine Chance auf Erhalt der eigenen staatlichen Souveränität hat? Und wo stehen die Kirchen in Deutschland und weltweit in diesem Konflikt? Wie positionieren sie sich dabei zu Fragen nach Gerechtigkeit und Frieden? Hier könnten EKD-Denkschriften und Grundlagentexte herangezogen werden, um sich mit kirchlichen Stellungnahmen und theologischen Argumenten auseinanderzusetzen. Die Verantwortung der Kirche in konkreten gesellschaftspolitischen Konfliktfeldern kann und sollte unbedingt bedacht werden. Fragen nach Gerechtigkeit können aus philosophischen ebenso wie aus theologischen Blickwinkeln gestellt werden. In der Philosophie hat das Gerechtigkeitsthema einen hohen Stellenwert. So beschäftigte sich bereits Aristoteles eingehend mit dem Begriff der Gerechtigkeit: Was ist das überhaupt? Was ist gerecht? Viel später wurde Immanuel Kants kategorischer Imperativ und der damit verbundene strenge Allgemeinheitsgültigkeitsgrundsatz zu einem Abwägungskriterium für alle Bereiche der Gerechtigkeit. Aber auch Gerechtigkeitsbegriffe wie der von John Rawls oder der von Martha Nussbaum geprägte haben viele Diskurse beeinflusst, insbesondere im Bereich Wirtschaft und Soziales. Aus biblisch-theologischem Blickwinkel lassen sich zahlreiche Bibelstellen sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament zur Gerechtigkeitsthematik untersuchen. Kann der Mensch überhaupt Gerechtigkeit? Inwiefern ist zu unterscheiden zwischen der Gerechtigkeit Gottes und der Gerechtigkeit des Menschen; zwischen der Gerechtigkeit im Reich Gottes und der Gerechtigkeit in der Welt, die so ist, wie sie ist? Davon ausgehend und darüber hinaus können grundsätzliche, fundamentale wie praktische (z.B. diakonische) Fragen zu sozialer Gerechtigkeit im Gespräch auch mit theologischen Positionen (z.B. mit Wolfgang Huber, Elisabeth Gräb-Schmidt, Peter Dabrock u.a.) nach Antworten suchen.

Das Wettbewerbsthema „Gerechtigkeit" ermöglicht den Schüler*innen, sich mit unmittelbar lebensrelevanten Fragen intensiv auseinanderzusetzen. Dadurch machen sie sich mit fundamentalen Wertediskursen vertraut und werden für die unbedingte Notwendigkeit einer eigens begründeten Position in den vielen Diskussionen rund um Gerechtigkeitsfragen sensibilisiert. So fördert die Aufnahme dieses Themas religionspädagogisch das Erwachsenwerden in einer Kultur der Gerechtigkeit und kann darüber hinaus die Relevanz des Faches Religion in all diesen gesellschaftspolitischen Diskussionen deutlich machen.

In ihrem Portfolio sollen sich die Schüler*innen aus religiöser, bestenfalls theologisch-ethischer Perspektive mit einer von ihnen selbst gewählten Fragestellung auseinandersetzen, die sich nachvollziehbar im Kontext von „Gerechtigkeit“ verorten lässt. Das Portfolio als Ergebnis der eigenständigen Projektarbeit dokumentiert und reflektiert den Prozess dieser Auseinandersetzung.

Von dieser übergeordneten Frage können sich Schüler*innen leiten lassen:

 

Was ist Gerechtigkeit?
Machen Sie sich mit Ihrem Wettbewerbsbeitrag auf den Weg:

Überlegen Sie dazu grundlegend:

  • Was ist für Sie Gerechtigkeit? Wie kann Gerechtigkeit hergestellt werden?
  • Wie hängen Religion und Gerechtigkeit zusammen?

Machen Sie sich Gedanken zu Ihrer Planung:

  • Welcher konkreten Frage möchten Sie nachgehen?
  • Wie wird Ihr Thema individuell, gesellschaftlich und kirchlich diskutiert?
  • (Wie) Hat sich Ihre Perspektive verändert, während Sie sich mit Ihrer Fragestellung auseinandergesetzt haben?
  • Welche anderen Positionen könnten eine Rolle spielen?
  • Welche Gestaltungsformen könnten hilfreich sein?

Verortung im Religionsunterricht

Die Einbettung der Wettbewerbsarbeit in den evangelischen Religionsunterricht oder in den Unterricht anderer Fächer ist möglich und sinnvoll, allerdings nicht zwingend gefordert. Je nach Anzahl der interessierten Schüler*innen einer Lerngruppe sollte daher die Lehrkraft entscheiden, welchen Raum sie für die Wettbewerbsarbeit zur Verfügung stellen kann und möchte.

Sollte eine Lerngruppe geschlossen zum Wettbewerbsthema arbeiten, müssen entsprechend mehrere Einzel- bzw. Gruppenbeiträge eingereicht werden. Die Teilnahme eines ganzen Kurses ist grundsätzlich erfreulich, sollte jedoch von der betreuenden Lehrkraft nicht forciert oder gar eingefordert werden. Wer nicht von sich aus motiviert ist, wird mit wenig Engagement in eine thematische Auseinandersetzung gehen.

Mit „Gerechtigkeit“ bewegt sich das Wettbewerbsthema vor allem in den inhaltlichen Kompetenzbereichen Ethik (hier wird der Begriff „Gerechtigkeit“ sogar als verbindlicher Grundbegriff aufgeführt), Jesus Christus und Kirche und Kirchen.

Möglicherweise bieten einzelne Sequenzen der schulinternen Curricula den Raum, durch die Wettbewerbsarbeit erarbeitet, gestaltet und vertieft zu werden. In Absprache mit allen Beteiligten innerhalb der Schule bestünde auch die Option in den Jahrgängen 10 und 11, den Wettbewerbsbeitrag als Alternative zu einer Klausur zu nutzen. Bei der Bewertung von Gruppen-portfolios lässt sich gut mit der Methode der Poolnote arbeiten. Das Verfahren muss allerdings unbedingt vorher bekannt gegeben werden. Eine Benotung durch Poolnote bedeutet:

  • eine Gesamtnote für das Portfolio (z.B. 10 Punkte),
  • die dann mit der Anzahl der Gruppenteilnehmer*innen multipliziert wird (z.B. 40 Punkte bei vier Teilnehmenden)
  • und dann als Gesamtpunktzahl innerhalb der Gruppe fair aufgeteilt wird (z.B. 10 Punkte, 10 Punkte, 08 Punkte, 12 Punkte).

Besondere Lernleistung und Seminarfach

Der Landeswettbewerb Evangelische Religion gehört zu den vom Land Niedersachsen geförderten Wettbewerben. Der Wettbewerbsbeitrag kann daher für das 4. Prüfungsfach als Besondere Lernleistung in das Abitur eingebracht werden. Das ist ausschließlich für einen Einzelbeitrag möglich.

Der Charakter einer Facharbeit, bei der es sich um ein ergebnisorientiertes Leistungsdokument handelt, steht konträr zum Portfolio als prozessorientiertem Leistungsdokument. In Einzelfällen kann es sinnvoll sein, Teilergebnisse der Facharbeit für einzelne Einlagen im Portfolio zu nutzen. Nicht möglich ist es, Facharbeiten als Wettbewerbsbeitrag einzureichen! Bei Einsendung reiner Facharbeiten müssen diese Beiträge aus den genannten Gründen aus der Wertung genommen werden.

Demgegenüber bietet das Seminarfach einen guten Rahmen für die Wettbewerbsarbeit, da sich in Zielen und Anliegen beider Entsprechungen finden: im Lernen in der originalen Begegnung; im Lernen an und in komplexen Zusammenhängen; in der Handlungsorientierung und im selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Arbeiten. Wo immer Evangelische Religion das Seminarfach mitverantwortet oder darin verortet ist, liegt eine ideale Voraussetzung für Projektlernen und die Erstellung des Portfolios als Wettbewerbsbeitrag.

Ideen für die Auseinandersetzung mit „Gerechtigkeit“

Die jeweilige Fragestellung, mit der die Schüler*innen sich auseinandersetzen, soll sich nachvollziehbar im Kontext des Wettbewerbsthemas verorten lassen und einen theologischen bzw. religiösen Bezug aufweisen. Diese Zuordnungen müssen im Portfolio erkennbar sein.

Im Folgenden seien Anregungen und Beispiele für Themen genannt:

  • Gerechtigkeitsverständnis in DC Comics oder Marvel Comics
  • Gerechtigkeit – was sagen die Propheten dazu?
  • Kleidung, Kleidung, Kleidung – kann Secondhand zu mehr Gerechtigkeit führen?
  • Fairtrade
  • Menschenwürdiges Wirtschaften – Was bringt das Lieferkettengesetz?
  • Von Natur aus gerecht?
  • Wie entscheiden wir gerecht?
  • Wie der Kinderarmut begegnen?
  • Ist das Bildungssystem in Deutschland gerecht?
  • Mehr Gerechtigkeit durch digitale Bildung?
  • Führen Schuluniformen zu mehr Gerechtigkeit in der Schule?
  • Führt Inklusion zu einer gerechteren Welt?
  • Gibt es gerechte Sprache?
  • Wie gerecht sind unsere Städte?
  • Klimagerechtigkeit?!
  • Trage ich Verantwortung für eine gerechtere Welt?
  • Was kann / muss Kirche für eine gerechtere Welt tun?
  • Wo übernimmt Kirche soziale Verantwortung in der Gesellschaft?
  • Was tut die Kirche gegen die wachsende Ungleichheit von Arm und Reich in Deutschland?
  • Wie kann diakonisches Handeln heute aussehen?
  • Gleichberechtigung von Mann und Frau?
  • Wie hängen Frieden und Gerechtigkeit zusammen?
  • Wie sehen biblische Friedensvisionen – Friedensinitiativen aus?
  • Frieden schaffen ohne Waffen?
  • Kann man von einem gerechten Krieg sprechen?
  • In welchem Verhältnis stehen Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zueinander?

Die Erfahrung vergangener Wettbewerbsdurchgänge hat gezeigt, dass eine frühzeitige Themenformulierung für den Erfolg der Arbeit unbedingt notwendig und hilfreich ist. Je konkreter und klarer die Fragestellung und das Thema formuliert werden, desto besser lassen sich Ideen für einen „roten Faden“ sowie für die einzelnen Einlagen des Portfolios entwickeln.

Organisation und Zeitplanung

Es ist hilfreich, mit der Entscheidung für die Teilnahme ein Zeitraster für den gesamten Wettbewerbszeitraum zu erstellen, in den die Ferien, die für die jeweiligen Klassen und Kurse anliegenden schulischen Veranstaltungen und Verpflichtungen, vor allem auch Klausurblöcke, eingetragen werden. Da für die Wettbewerbsarbeit auch Recherchen und Begegnungen an außerschulischen Lernorten sinnvoll sein werden, sollte der Zeitraum hierfür möglichst früh und realistisch gesetzt werden, damit im Anschluss ausreichend Zeit für die Auswertung und Ausarbeitung zur Verfügung steht. Das Zeitraster sollte den Schüler*innen zur Verfügung gestellt und präsent sein.

Als ausgesprochen hilfreich hat es sich erwiesen, feste Zeiten im Religionsunterricht dafür zu reservieren, Zwischenergebnisse vorzustellen, noch offene Fragen ins Gespräch zu bringen und ein Feedback von Mitschüler*innen sowie auch von der Lehrkraft mitzunehmen. Auch Schüler*innen, die einzeln an einem Thema arbeiten, brauchen ein solches Coaching.

Die folgenden Termine bieten das Grundgerüst für einen Zeitplan:

ab 19. August 2024               
Anmeldeunterlagen als Word-Datei herunterladen (www.rpi-loccum.de/Veranstaltungen/Wettbewerb); Themensuche, erste Recherchen

bis September 2024              
Themenfindung und -formulierung; Erstellen eines Zeitplans; Terminabsprachen für Recherchen vor Ort

04.-06. September 2024       
Lehrkräftetagung in Loccum

20. September 2024             
Anmeldeschluss. Grobgliederung des Portfolios erstellen; bei Gruppenbeiträgen Verantwortlichkeiten klären; Zeitplan für die individuelle Arbeit festlegen

September/Oktober 2024     
Einleitung formulieren: „Meine / unsere Fragen an mein / unser Thema“; Recherchen durchführen, Literatur zum Thema lesen, Orte besuchen, Gespräche führen – und stets dokumentieren (auch per Foto)

04. - 19. Oktober 2024          
Herbstferien

Oktober-Dezember 2024      
Ausarbeitung der einzelnen Einlagen; Entscheidung treffen, welche Materialien und Ergebnisse (nicht) in das Portfolio eingelegt werden; Texte für die jeweiligen Deckblätter der Einlagen formulieren

bis 03. Januar 2025              
Weihnachtsferien

Ende Januar 2025                
Abschließenden Reflexionsbericht erstellen; Feedback einholen und überarbeiten

bis 12. Februar 2025           
Portfolios in dreifacher Ausfertigung als Hefter, Ringbuch, gebunden oder in einem schmalen (!) Ordner als Wettbewerbsbeitrag einreichen

Lehrkräftetagung

Die Begleitung der Wettbewerbsarbeit durch eine Lehrkraft hat sich in pädagogischer und arbeitsökonomischer Hinsicht als sehr hilfreich erwiesen. Sie sollte sowohl bei der Themenformulierung als auch bei der Frage nach Einzel- oder Gruppenbeitrag beratend tätig sein, Organisation und Zeitplanung im Blick haben und einfordern sowie im Unterricht Raum für die Präsentation von Zwischenergebnissen wie für konstruktives Feedback geben. Die Portfolios der Schüler*innen müssen der korrekten formalen Form entsprechen, bevor die Arbeiten ans RPI geschickt werden.

Eine Tagung für begleitende Lehrkräfte findet vom 04. bis 06. September 2024 im RPI Loccum statt. Sie wird thematische Anregungen für die Arbeit am Wettbewerbsthema sowie eine Einführung in die Portfolioarbeit anbieten und Gelegenheit zum Austausch und zur Reflexion geben.

Die Teilnahme der betreuenden Kolleg*innen an der Tagung ist inhaltlich sinnvoll, jedoch keine Bedingung für die Wettbewerbsteilnahme der jeweiligen Schüler*innen.

Formale Vorgaben

  1. Das Portfolio besteht aus einer Einleitung, den eigentlichen Einlagen und dem abschließenden Reflexionsbericht.
  2. Die Einleitung muss den Titel „Meine / unsere Fragen an mein / unser Thema“ tragen und bei Gruppenbeiträgen von allen Beteiligten in gemeinsamer Verantwortung verfasst sein; Mindestumfang: zwei DIN A4-Seiten.
  3. Das Portfolio muss mind. fünf und darf max. zehn Einlagen verschiedener Art enthalten. Darunter kann sich auch eine PPP (max. 15 Folien) oder ein kurzes Film- oder Tondokument (max. fünf Minuten) befinden. Jede Einlage muss mit einem Deckblatt versehen sein. Die schriftlichen Einlagen dürfen einen Gesamtumfang von 15 DIN A4-Seiten nicht überschreiten. Dazu zählen weder die Deckblätter noch eventuelle PPP-Folien.
  4. Der abschließende Reflexionsbericht ist bei Gruppenbeiträgen von allen Beteiligten in gemeinsamer Verantwortung verfasst; Mindestumfang: zwei DIN A4-Seiten.
  5. Für alle geschriebenen Seiten gilt: Zeilenabstand 1,5 und Schriftgröße 12 pt.
  6. Das Portfolio enthält ein Inhaltsverzeichnis, ein vollständiges und korrektes Quellenverzeichnis sowie Seitenzahlen. Auf der ersten Seite müssen der Name der Schule sowie aller Verfasser*innen des Portfolios vermerkt sein.
  7. Falls Personen beschrieben oder interviewt werden, müssen die Namen anonymisiert werden.
  8. Das Portfolio ist in dreifacher Ausführung als Hefter, Ringbuch in gebundener Form oder einem schmalen Ordner einzureichen. Diese Vorgabe ist aus organisatorischen Gründen unbedingt zu beachten!
  9. Ggf. eingereichte reine Facharbeiten werden disqualifiziert.

Kriterien zur Beurteilung

  1. Ist das Thema nachvollziehbar im Kontext von „Gerechtigkeit“ verortet?
  2. Wird eine religiöse bzw. theologische Dimension des Themas angemessen reflektiert?
  3. Wie zeigt sich der äußere Eindruck des Portfolios?
  4. Sind die formalen Vorgaben erfüllt?
  5. Zeigt die Mappe eine klare und verständliche inhaltliche Struktur?
  6. Sind wesentliche Aspekte des Themas herausgearbeitet?
  7. Sind unterschiedliche Informationsquellen und Perspektiven einbezogen worden?
  8. Sind die gegebenen Sachinformationen inhaltlich richtig?
  9. Werden verwendete Quellen vollständig und korrekt angegeben?
  10. Findet eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema und mit unterschiedlichen Positionen statt?
  11. Wie zeigt sich das Reflexionsniveau der einzelnen Einlagen?
  12. Nimmt der abschließende Reflexionsbericht auf die formulierten Fragen der Einleitung Bezug?
  13. Welche Arbeitsintensität (inhaltlicher wie gestalterischer Art) ist mit der Erstellung der Mappe verbunden gewesen?

Die Gewichtung der Kriterien ist unabhängig von der hier gegebenen Reihenfolge und bleibt der Jury überlassen. Künstliche Intelligenz soll und darf (nur!) begründet, reflektiert und unter vollständiger Kennzeichnung verwendet werden. Die Abgabe von Plagiaten (nicht kenntlich gemachte oder gar mit eigener Autorenschaft versehene Abschriften oder Entnahmen aus dem Internet, aus Büchern, Zeitschriften etc.) führt zur Disqualifikation.

Preise

Es werden insgesamt sieben Geldpreise in den Sparten Einzelbeitrag und Gruppenbeitrag vergeben:

Einzelbeitrag                                      Gruppenbeitrag

1. Preis: 300,- €                                 1. Preis: 600,- €
2. Preis: 250,- €                                 2. Preis: 500.- €
3. Preis: 150,- €                                 3. Preis: 400,- €
                                                            4. Preis: 300,- €

Es bleibt der Jury vorbehalten, die Preisgelder im vorgegebenen Gesamtrahmen abweichend einzusetzen.

Zusätzlich werden ca. 80 Buchpreise vergeben.

Alle Teilnehmenden erhalten eine Urkunde.

Termine

  • Anmeldeunterlagen: ab 19. August 2024
  • Anmeldeschluss: 20. September 2024
  • Einreichen der Beiträge: bis 12. Februar 2025 (Poststempel)
  • Prämierungsfeier in der Neustädter Hof- und Stadtkirche Hannover: 19. Juni 2025

Jury

Thomas Adomeit, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg

Prof. Dr. Christoph Dahling-Sander, Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung

Hagen Langosch, Stv. Bürgermeister der Stadt Hameln und Fraktionsmitglied (Bündnis 90 / Die Grünen)

Dr. Heike Pöppelmann, Museumsdirektorin Braunschweigisches Landesmuseum

Thomas Schlichting, Geschäftsführer der Heinrich-Dammann-Stiftung

Mette-Luise Springer, Preisträgerin 2019/20, Studentin der Psychologie

Schirmherrschaft

Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe; stellv. Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e. V.

Was ist ein Portfolio?

Ein Portfolio ist eine Mappe mit einer individuellen Sammlung von gezielt ausgewählten Dokumenten und deren jeweiliger Auswahlbegründungen zu einer übergeordneten Fragestellung.

Ein Portfolio strukturiert und reflektiert den selbstständigen und eigenverantwortlichen Prozess der Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema und lässt die Lernprogression und den Erkenntnisgewinn sichtbar werden. Generell dokumentiert ein Portfolio die erworbenen Kompetenzen der Erstellerin bzw. des Erstellers.

Folgendes ist bei der Erarbeitung des Wettbewerbsbeitrages als Portfolio zu beachten:

  1. Das Portfolio insgesamt und auch seine Einlagen sollen ästhetisch gestaltet sein. Zur Projektarbeit gehört auch die Planung eines Konzepts für die Einlagen.
  2. Es sollen Dokumente unterschiedlicher Art in der Mappe zusammengestellt sein – zum einen, um methodische Einseitigkeit zu vermeiden, zum anderen, um dem inhaltlichen Charakter des jeweils Dargestellten gerecht zu werden. Möglich wären beispielsweise:
  • ein Interview mit Frauen in Führungspositionen
  • eine Dokumentation über eine Schüler*innenfirma, die sich mit fairem Handel auseinandersetzt
  • die Organisation eines Flohmarktes (Second Hand Produkte)
  • die Erstellung einer Müllfigur, als Mahnung an unseren Konsum
  • Zügelung des Konsums – Durchführung und Dokumentation eines Selbstversuchs
  • ein Erfahrungsbericht einer geflüchteten Person (über die Flucht, z.B. unter der Leitfrage: Wie geht das Aufnahmeland mit der Person um?)
  • Moderne Interpretation des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg
  • Besuch diakonischer Einrichtungen – Erlebnisberichte
  • Umfrage in der Schule zum Thema Schuluniformen
  • eine Titelseite für einen Gemeindebrief zum Thema Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung
  • ein Entwurf für eine Umsetzung einer Tagung zum Thema „gerechter Frieden“
  • ein Programmheft für eine Lesung theologischer und philosophischer Texte zum Thema „Gerechtigkeit“, zu der Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen eingeladen werden
  • Wie stelle ich mir eine gerechte Welt vor? Künstlerische Auseinandersetzung zum Thema
  • ein Podcast zum Thema: „Ist das Bildungssystem in Deutschland gerecht“?
  • eine Dokumentation unterschiedlicher lyrischer Texte zum Thema „Gerechtigkeit“
  • eine Karikatur, die das Thema Globalisierung kritisch beleuchtet
  • eine Dokumentation einer Filmanalyse, zum Beispiel zu Filmen wie „The Dark Night“, „The green mile“
  • das Konzept einer möglichen neuen Öffentlichkeitskampagne von Caritas oder Diakonie

 

Jede Einlage muss mit einem zusätzlichen Deckblatt versehen sein. Neben der Kurzinformation zu Datum und Titel dient der Raum auf diesem Deckblatt zur Reflexion des Erfahrenen, Erarbeiteten und Gelernten. Das Deckblatt besteht aus einer DIN A4-Seite. Folgende Fragen können hier leitend sein:

Name(n):
Datum der Einlage:
Titel der Einlage:
Art der Einlage: (Erfahrungsbericht, Fotodokumentation, Interview, Konzept für … etc.)
Warum diese Einlage für das Portfolio ausgewählt wurde:
Was diese Einlage von meiner/unserer Arbeit zeigt:
Was ich/wir aus der Auseinandersetzung mitnehme/mitnehmen:

Linda Frey ist Dozentin für den Arbeitsbereich Gymnasium und Gesamtschule am RPI Loccum und Koordinatorin des niedersächsischen Landeswettbewerbs Evangelische Religion der evangelischen Kirchen Niedersachsens.